Hanelsblatt



Barack Obama - Der Messias kommt aus den USA

Es ist amtlich. Der neue Präsident der USA, des mächtigsten Staates der Welt und damit der Präsident dieser Erde, heißt Barack Obama. Ein Schwarzer in einem rassistischen Land wird Präsident. Menschen in allen Teilen der Welt fokussieren ihre Hoffnung auf eine bessere Welt in einen US-amerikanischen Präsidenten.

Quelle:www.arbeiterfotografie.com

Barack Obama ist so sehr als Mensch stilisiert worden, dass er kaum noch als Mensch erkennbar ist. Er ist zur Karikatur geworden für die nichtexistente Demokratie der westlichen Welt. Alles was in seine Person hineininterpretiert wird, wurde sorgsam aufgebaut, mit den neuesten Methoden propagandistischer Inszenierung dargestellt und den Weltenbürgern auf einem goldenen Tablett serviert.

Yes, we can

Und nun sehen wir das Positive, die Hoffnung, das Leben, den Frieden. Er scheint vom Himmel gefallen zu sein. Möglicherweise ist er auch geschickt worden von dem Gott der USA. Werden wir in fünf Jahren eine neue Zeitrechnung haben? 5 n.O.?
Ein Messias kann nur aus den USA kommen. Man stelle sich vor, Obama wäre Inder oder Franzose oder Italiener oder Maure oder Iraner oder Spanier oder Brasilianer oder Luxemburger oder Iraker oder Holländer oder Tunesier oder Palästinenser oder Russe oder Chinese oder Schweizer? Aus diesen Ländern kann kein Messias kommen. Ein Messias in heutiger Zeit muss US-Amerikaner sein, sonst hätte er keine Chance. Das hat Gott (god bless america) sich natürlich gut ausgedacht. Gott ist im Marketing-Bereich sehr firm. Das hat er sicher bei den US-Amerikanern gelernt. Gott ist sicher auch US-Amerikaner, sonst würde der Messias nicht so etwas Profanes rufen wie: god bless america. Würde ein Messias für alle nicht etwas anderes rufen? Würde er nicht rufen: god bless the world, god bless all the people in the world?

Wir wissen es nicht, wir müssen uns auf die Berichterstattung aus den USA und der westlichen Welt verlassen. Die war schon immer sehr gewieft, was Propaganda angeht. Nach dem zweiten Weltkrieg hat die USA mit großer Dankbarkeit die Hinterlassenschaft propagandistischer Genialität aus dem "Tausendjährigen Reich" in ihr Konzept mit aufgenommen. Könnten wir uns vorstellen, dass Leni Riefenstahl für Barack Obama arbeitet? Nein, denn Obama ist gut. Sein Anliegen ist gut. Seine Präsenz zeugt davon, dass die USA die Welt in Mord und Totschlag versetzen können, dabei aber in der Hinterhand einen Messias haben, der das ledierte Image wieder aufpoliert.
Nun stellen Sie sich mal vor, Barack Obama wäre Deutscher! Herr Gott, das wäre die schlimmste Vorstellung, die die Welt haben könnte. Wenn irgendwas gar nicht ginge, dann ein Messias aus Deutschland. Da würde Gott auf neudeutsch sagen: nein, das ist eine no-go-area.

Die Wahlen in den USA waren die Wahlen zwischen Gut und Böse. Da tut einem der arme John McCain doch leid. Der musste quasi gleich als Verlierer ins Rennen gehen. Oder wurde er als Verlierer ins Rennen geschickt? Ein blasser älterer Herr, der die Herzen der US-Amerikaner mit seinen Memoiren aus Vietnam bezaubern sollte. Wenn das mal nicht gleich auf brüchigem Untergrund erbaut war vom Gott, der die US-Amerikaner schützen soll.

Der Gott, der die US-Amerikaner schützen soll, hat sich sicher was dabei gedacht. Denn er weiß, dass Propaganda alles ist. Also hat er Barack Obama erschaffen, der sogar eine dunkle Hautfarbe hat. Eine Hautfarbe, die in den USA sehr schnell mit patriotischen Kapuzenträgern in Verbindung gebracht wird. Aber das war gestern. Heute ist die Welt eine andere. Der dunkelhäutige Messias hat der Welt gezeigt, dass die USA ein demokratisches Land sind. Die Demokratie in den Vereinigten Staaten hat uns schon immer vor dem Bösen bewahrt. Oder uns zumindest gerettet, ehe es zu spät war. Angefangen mit den widerspenstigen Wilden, die es zu entsorgen galt, um das Land vernünftig nutzen zu können; über den Import dunkelhäutiger Hilfskräfte aus Afrika, ohne die das Land heute wahrscheinlich zur Dritten Welt gehören würde; über etliche Kriege hier und da, zwischenzeitlich auch gegen sich selbst; über den Sieg gegen einen kleinen Mann und seine treuen Freunde, von denen nicht ganz klar ist, ob sie ihre Treue konserviert haben; bis hin zum heroischen Kampf gegen die "rote Seuche" aus der "alten Welt", gegen den schrecklichen Dschungel in Korea und Vietnam und letztlich, weil die Feinde langsam auszugehen drohten, gegen Osama Bin Laden. Nein, nicht gegen Obamas Laden. Gegen Osama Bin Laden. Das ist ein Böser, von dem niemand weiß, ob er noch lebt, geschweige denn, ob er je das war, für das ihn die Weltöffentlichkeit gehalten hat und hält. Das US-amerikanische Verständnis für Demokratie lässt Bomben auf Kinder und Säuglinge, Frauen und Greise fallen. Die Voraussetzung für god bless america ist Mord und Totschlag. Nur so können wir alle in Frieden leben. Das haben wir gelernt. Dürfen wir davon ausgehen, dass das jetzt alles anders wird?

Yes, we can.

Die vergangenen acht Jahre sind nicht wirklich zur vollen Zufriedenheit der amerikanischen Bürger verlaufen. Diese dämlichen Kriege in Afghanistan und im Irak haben amerikanische Menschenleben gefordert. Das ist schrecklich. Es ist überhaupt das schrecklichste, was sich der von Gott geschützte US-Amerikaner vorstellen kann. Bei allen anderen ist das nicht wirklich wichtig. Erhebungen zufolge kamen im Irak von 2003 bis 2006 etwa zwischen 100.000 und 600.000 zivile Personen ums Leben. Die genaue Zahl ist nicht nachweisbar, da wahrscheinlich die bürokratischen Gewohnheiten in diesem Land sehr unterentwickelt sind und ansonsten kein wirkliches Interesse daran vorhanden zu sein scheint. Ist das eine hohe Zahl? Im Zeitraum zwischen 2003 und heute sind 4000 amerikanische Soldaten im Irak umgekommen. Viertausend. Viertausend Amerikaner. Viertausend amerikanische Soldaten. Das ist die Zahl, die die Menschen in den USA und der westlichen Welt bewegt. Ob nun 100.000 oder 600.000 Iraker ihr Leben ließen, spielt dabei keine wirklich große Rolle. Es wird da auch hart gestritten, ob es wirklich eine so hohe Zahl an zivilen Opfern gegeben hat. Das kann sich doch keiner vorstellen. Und als US-Amerikaner kann man sich das schon gar nicht vorstellen. 4000 US-Amerikaner sind im Irak umgebracht worden, ermordet worden, ohne dass dabei der Sieg herausgesprungen wäre. Wäre der Sieg da oder in greifbarer Nähe, wäre alles anders. Dann bräuchten wir keinen Barack Obama. Mit dem Sieg in der Tasche wäre der scheidende Präsident unsterblich geworden. Ein Nationalheld. So ist er der Blöde, obwohl die Amerikaner ihm ihr Vertrauen geschenkt und ihn damit ermuntert haben, den Weltenbrand heraufzubeschwören. Das ist das, was den Messias auf den Plan rief oder auf den Plan hat rufen lassen.

God bless our troops.

Und nun ist alles anders. Barack Obama ist Präsident der USA. Er ist gut. Und wir wissen das alle. Wir haben ihm alle zugejubelt, denn er ist die Hoffnung, unsere Hoffnung. Er ist unser Messias und wie gut, dass er ein US-Amerikaner ist. Alles andere wäre nicht akzeptabel. Der scheidende, hyperaktive, harte Kerl und Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika, George W. Bush, der uns die letzten Jahre von einer Katastrophe in die andere begleitet hat, ehrt seinen Nachfolger als Beispiel für den typisch US-amerikanischen Traum. Ja, die Demokratie lebt. Die USA widersetzt sich dem, was die Welt über den "Weltpolizisten" in diesen Tagen denkt. Der Gott, der den Messias aus den USA in unsere Welt geschickt hat, ist ein clevereres Kerlchen.

Change?

mh

Hanelsblatt